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“Erinnerungsort 72” Olympia-Attentat

Für das Landratsamt Fürstenfeldbruck wurde zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats die Mixed reality (MR / XR) App “Erinnerungsort 72” entwickelt. Dabei handelt es sich um eine immersive Nacherzählung der tragischen Ereignisse vom 05. September 1972. Im Kontext des Standortes am Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck können Nutzer*innen vor Ort, oder via “Zuhause”-Modus mit 360° Panoramaansichten auch remote, Details zu den historischen Geschehnissen erfahren, sich erinnern oder den Opfern gedenken.  An insgesamt sieben Stationen werden die historischen Geschehnisse mit Sprechertexten, Bildüberlagerungen von Archivaufnahmen, Zeitzeugenaussagen und animierten 3D Modellen nacherzählt.

Digitaler Erinnerungsort Fürstenfeldbruck

“Wir wollen die Toten nicht vergessen. Der digitale Erinnerungsort ist eine gute Form, die Erinnerung aufrecht zu erhalten und sie auch der Jugend zu übermitteln. Das Olympia-Attentat betrifft die ganze Welt. Dazu passt ein Erinnerungsort, der weltweit besucht werden kann.” Thomas Karmasin, Landrat Fürstenfeldbruck.

“Aus der Geschichte kann man nur lernen, wenn wir das Geschehene entsprechend zugänglich machen. Durch die Kombination von Vorort- und Zuhause-Modus der AR App, haben wir mit Hilfe des erfahrenen Teams von Augmented Minds eine interaktive, digitale Brücke zum tragischen Ereignis vom 05. September 1972 geschaffen.” Silke Seiz, Projektleiterin Erinnerungsort Olympia-Attentat 1972 in Fürstenfeldbruck.

AR und VR Technologie schaffen Zugang zum historischen Schauplatz

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Die sieben Stationen am Fliegerhorst FFB
(militärischer Sicherheitsbereich)

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Die Aufnahme des alten Towers am Fliegerhorst
Fürstenfeldbruck als digitale Einblendung

Im Moment und voraussichtlich bis 2026 ist der Schauplatz der tragischen Ereignisse des Olympia-Attentats, der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, im Besitz der Bundeswehr. Deshalb ist der alte Tower für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Zum 50. Gedenktag und darüber hinaus kann der Ort nun mit Hilfe der Virtuellen Realität besucht werden. Sieben 360 Grad Aufnahmen wurden vor Ort erstellt und dienen als Hintergründe in der “Zuhause”-Variante. Nach dem Abzug der Bundeswehr oder zu besonderen Anlässen ist die App auch mit der “Vor Ort”-Variante erlebbar. Dieser Modus ist in der App bereits enthalten und kann in Führungen am Fliegerhorst benutzt werden. Mit einer Augmented Reality Navigation werden Nutzer*innen von einer Station zur nächsten geleitet. Die digitalen Inhalte werden dabei direkt ins Kamerabild eingeblendet. So z.B. eine historische Aufnahme des alten Towers.

Historische Inhalte zugänglich machen

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Die beiden Helikopter am Tag nach dem Attentat

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Die beiden Helikopter Modelle am Landeplatz

“AR UND VR sind so toll um historisches erlebbar zu machen” Dominik Aufleger, einer von drei Historiker*innen des Projektteams.

Die App nutzt unterschiedliche Wege, um die historischen Aufnahmen abwechslungsreich in Szene zu setzen. Ein Video zur Olympiade in München, der Geiselnahme im Olympiadorf und Berichten vom Polizeisprecher und einem Reporter in der Nähe der Connollystraße erläutern zu Beginn der geführten Tour die Geschehnisse in München. Vor dem Tower am Fliegerhorst werden die Vorbereitungen der Polizei mit dem geplanten Hinterhalt erklärt: Animierte 3D Modelle zeigen die Positionen der Polizeischützen, die Landeplätze der Helikopter und des Flucht-Flugzeugs. Das Landen der Helikopter und der anschließende Schusswechsel zwischen palästinensischen Terroristen und Polizei wird, wie alle anderen Stationen auch, von Sprechertexten und Hintergrundmusik begleitet. Historische Fotos vom Tag danach werden als freigestellte Überlagerungen im Kamerabild eingeblendet und fügen sich nahtlos in die heutige, reale Ansicht des Ortes ein und lassen Vergangenheit und Gegenwart nahtlos ineinander übergehen.

Digitales Gedenken an die Opfer

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Öffentliche Gedenkstätte vor dem Eingangstor

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Bildergalerie an der letzten Station: Gedenken

“Erinnern, Gedenken, Zurückblicken und Mahnen” sind die Säulen der Erinnerungsarbeit des digitalen Erinnerungsort. Neben den detaillierten Schilderungen der Ereignisse am Fliegerhorst, stehen die neun getöteten israelischen Sportler und der deutsche Polizist im Mittelpunkt. Bilder der zwölf Opfer werden an zwei der sieben Stationen eingeblendet. An der letzten Station, der Gedenkstätte vor dem Tower, sind die Bilder als Galerie aufgereiht. Ihre Namen, weitere Bilder und Texte über den Werdegang zeigen die Menschen, die bei diesem tragischen Ereignis ihr Leben verloren.

Wer möchte kann zum Gedenken eine Blume, einen Stein oder eine Kerze ablegen. Dieser persönliche Moment des Gedenkens kann auch als Bild gespeichert oder in Form einer Collage mit Kontakten oder via Soziale Medien geteilt werden.

Ein großes komplementäres Projektteam

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iPads mit Kopfhörer, Rollup, Pressemappen und
Trailer auf dem großen Bildschirm

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Markus Ambrus und Rainer Lonau
Augmented Minds

“Erinnerungsort 1972” ist das Ergebnis einer konstruktiven und gut angeleiteten Zusammenarbeit spezialisierter Fachleute und Dienstleister.

Das Konzept zum Projekt wurde seit 2019 vom Landratsamt Fürstenfeldbruck voran getrieben. Projektleiterin Silke Seiz und später auch Projektassistentin Sandra Moser koordinierten die Konzeption und Umsetzung mit den Projektpartnern. Die Historiker*innen Dominik Aufleger, Anna Greithanner und Robert Wolff waren nebst der Recherche und Aufarbeitung historischer Fakten auch für die Konzeption des Storyboards und Bereitstellung von Archivaufnahmen zuständig. Technische Planung, Prototypen- und App Entwicklung inkl. Erstellung und Aufbereitung von Inhalten wie beispielsweise 3D Modelle und Animationen lagen bei Augmented Minds. Um visuelle wie auch inhaltliche Zusammenhänge mit der zugehörigen Webseite www.erinnerungsort-fuerstenfeldbruck1972.de nahtlos zu verbinden, standen wir im engen Austausch mit der Berliner Le4f.Agency. Wir bedanken uns bei allen Projektpartnern für die konstruktive und professionelle Zusammenarbeit.

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Links

Über Landratsamt Fürstenfeldbruck

2022 jährt sich das Olympia-Attentat zum 50. Mal. Seit 25 Jahren hält der Landkreis Fürstenfeldbruck die Erinnerungen daran wach. 1997 fand die erste Gedenkveranstaltung statt, 1999 wurde eine Gedenkstätte vor den Toren des Fliegerhorsts errichtet, die dem Erinnern im Landkreis einen Ort gibt. Jährlich findet in Fürstenfeldbruck am 5. September ein Gedenken an die Opfer, deren Angehörige und die Überlebenden statt.

Im Jahr 2012, anlässlich des 40. Jahrestags, richtete der Landkreis eine große Gedenkveranstaltung im Beisein der israelischen Angehörigen aus. 2013 wurde das Forum für Erinnerungsarbeit gegründet, welches sich mit der Lösung eines würdigen dauerhaften Erinnerungsortes beschäftigt. Im Jahr 2018 wurde die Möglichkeit eines „digitalen Erinnerungsortes“ diskutiert, 2019 die Idee in den Landkreisgremien beschlossen, 2020 ein Konzept erstellt und seit 2021 an der Umsetzung gearbeitet.

Förderer

Das Projekt wird gefördert durch den Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die BWM Group, das Internationale Olympische Komitee sowie die Stiftung Deutscher Sport.